Historie

Von der communen Zunftlade  „Erbachische Zunfft“  über Sterbeverein und Handwerker- und Gewerbeverein Erbach-Donaurieden  zum Bund der Selbständigen Handwerker- und Gewerbeverein Erbach 1722 e. V.

Bis aus Wien, der damaligen Hauptstadt, musste die Antwort kommen: Sieben Erbacher Handwerker, darunter ein Bierbrauer, ein Küfer und ein Metzger, hatten 1722 ein Gesuch an die Regierung gesandt, eine „Zunfft allhier auf- und einzurichten".

Vom damaligen k.u.k. Kanzler kam der Bescheid, der „Handwerksmeisterschaft zu Erbach an der Donau in Vorderösterreich allergnädigst concessio zu erteilen, eine eigene commune Zunftlade aufzurichten".

So wurde die „Handwerksmeisterschaft zu Erbach" zur ersten offenen Zunft in Deutschland. Bis dato waren es reine Meisterzünfte eines Berufsstandes. 
Noch im selben Jahr vereinte sie 45 Handwerksmeister. In guten Jahren gab es bis zu 90 Mitglieder, darunter auch Auswärtige aus Augsburg, Straßburg und sogar aus der Schweiz. Wer aufgenommen werden wollte, musste sich mit neun Gulden einkaufen, was heute in etwa 800 Euro entsprechen würde.  
Etwa 100 Jahre später entstand aus der Erbacher Handwerkerzunft ein Handwerker­ Sterbeverein. Da der Staat in dieser Zeit immer mehr Funktionen an sich zog, führte man für den offiziell verbotenen Handwerkerverein zwischendurch diesem Namen. So genannte Sterbevereine kümmern sich um finanzielle Hilfen für die Hinterbliebenen.
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war die bisher unruhigste und schwierigste Zeit für den Verein. Neben beiden Weltkriegen brachten auch die politischen Veränderungen immer wieder Störungen: Zusammenbruch der Weltwirtschaft, die Inflationszeit, der Arbeiteraufstand, sozialistische und nationalistische Strömungen.

1933 verboten die Nazis dann die Freiheit der Handwerker- und Gewerbevereine. Auch der Gewerbeverband Erbach wurde nach Anpassungen und Umbenennen, angehalten, sich aufzulösen und den Vereinsbesitz abzuführen was im Oktober 1934 beschlossen wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Selbständigen wieder untereinander Kontakt auf, um die alte Tradition fortzusetzen und den Verein nach der Zwangsauflösung zu reaktivieren. Im Dezember 1952 wurde die Wiederbelebung des vorigen Handwerkervereines bestätigt.
Um seine Interessen besser politisch vertreten zu sehen, begab sich der Verein in den Dachverband des Bund der Selbständigen aus dem zwischenzeitlich wieder ausgetreten wurde.
Die 250-Jahrfeier 1972 und die 275-Jahrfeier 1997 waren schöne Höhepunkte im Vereinsleben, die auf Schloss Erbach mit einem Festakt einen historisch passenden Rahmen fand. Die Jubiläumsjahre wurden mit Leistungsschauen ergänzt, die in der Zwischenzeit regelmäßig stattfinden und einen festen Platz zur Präsentation der Erbacher Leistungskraft haben.  

Somit schließt sich der Kreis seit der Gründung der Marckh–Erbachischen-Zunfft wieder.

Damals wie heute sind es die Ziele des Handwerker- und Gewerbevereins, sich gegenseitig auszutauschen, Geschäftskontakte aufzubauen und zu pflegen, den Standort Erbach zu stärken, die Weiterentwicklung der Stadt voranzutreiben und für die Zukunft zu stärken.

Kurioses aus der Geschichte:

Unter dem 7. März 1751 findet sich in den Akten der Verbandsgeschichte eine Bestrafung, für die sich der Verband heute nicht mehr zuständig fühlt: Müllergeselle Conradt Krammer hatte sich „gegenüber dem anderen Geschlecht vergangen" und wurde mit 30 Kreuzern bestraft – er wurde trotzdem „ledig gesprochen". Allerdings nicht von seiner Ehefrau, sondern aus seiner Lehrstelle vor der Meisterschaft und der Zunftlade.

1933 verboten die Nazis die Freiheit der Handwerker- und Gewerbevereine. Auch der Gewerbeverband Erbach wurde nach Anpassungen und Umbenennen angehalten sich aufzulösen und den Vereinsbesitz abzuführen, was im Oktober 1934 beschlossen wurde.
Da die finanzielle Lage des Vereins hervorragend war und man nicht willens war viel davon an die Nazis abzugeben, veranstaltete man ein schönes Fest und verprasste das Guthaben bis auf einen kleinen Rest, den man an die Behörden abführte. Vorausschauend wurden die Unterlagen und Dokumente des Vereins bis zur Wiederbelebung nach dem Krieg sicher verstaut.